Was passiert mit dem Restmüll?

Jede:r hat eine schwarze Restmülltonne am Haus stehen. Sie wird in der Regel alle zwei Wochen zur Leerung an die Straße gestellt. Die Müllabfuhr kommt, bringt den Müll weg und die geleerte Tonne wird wieder mit unseren nicht verwertbaren Resten gefüttert. Aber was passiert eigentlich mit dem Abfall, nachdem die Tonne geleert wurde?
Restmüll auf dem Weg zur Abfallbehandlungsanlage in Neumünster
Erst einmal landet der Inhalt unserer Restmülltonnen im Innern eines Müllsammelfahrzeugs. Rund 10.000 bis 12.000 Kilogramm passen in ein normales Müllfahrzeug. Damit sperrige Gegenstände nicht zu viel Platz wegnehmen, gibt es eine Pressvorrichtung am Fahrzeug. Ist das Fahrzeug voll, wird die zuständige Abfallbehandlungsanlage angesteuert. In Neumünster ist das die MBA, die Mechanische Behandlungsanlage für Abfälle im SWN-Wertstoffzentrum in Wittorferfeld. Dort fährt das Sammelfahrzeug zunächst auf die Waage, die in den Straßenboden eingelassen ist. Das Wiegen erfolgt automatisch, nachdem eine Karte mit einem Barcode für das jeweilige Sammelfahrzeug eingelesen wurde. Durch den Code wird das Sammelfahrzeug mit seinem spezifischen Leergewicht erkannt und auch die transportierte Abfallart ist hinterlegt. Das Waagesystem der MBA berechnet die zugeladene Abfallmenge anhand des Gesamtgewichts. In der Abfallstatistik des SWN-Wertstoffzentrums werden mittlerweile die meisten Touren auf diese Art erfasst. Fahrzeuge, die nicht im System hinterlegt sind, werden manuell vom Waagepersonal anhand des Nummernschildes und der angelieferten Abfallart registriert. Nach dem Abladen wird solch ein Fahrzeug noch einmal leer gewogen, um aus der Differenz die angelieferte Abfallmenge zu ermitteln.
Hier wird der Restmüll ausgekippt
Nach dem Wiegen fährt das Sammelfahrzeug zur Anlieferhalle der MBA. Sobald die Ampel auf Grün steht, fährt es rückwärts in die Halle hinein. An der zugewiesenen Abladestelle muss der Fahrer erst einmal aussteigen, um die Verriegelung an der Heckklappe zu öffnen. Anschließend setzt er sich wieder in die Fahrerkabine und startet den Entladevorgang. Zunächst wird die Heckklappe hydraulisch geöffnet. Dann schiebt der Schubboden den Inhalt, also den Restmüll, nach draußen, während der Fahrer langsam ein Stück nach vorne fährt. Ist das Fahrzeug leer, wird die Heckklappe wieder heruntergefahren und verriegelt. Das Sammelfahrzeug kann seine Tour fortsetzen.
Jetzt wird der Restmüll zerkleinert und gesiebt
In der MBA Neumünster beginnt nun die Arbeit: Ein Greifarmbagger und ein Radlader verteilen den angelieferten Restmüll auf drei große Maschinen, in denen der Müll zerkleinert wird. Die Verteilung erfolgt allerdings nicht wahllos, sondern richtet sich nach der Abfallart. Restmüll geht in den Metso-Zerkleinerer, Sperr- und Gewerbeabfall in den SID-Zerkleinerer. Vorzerkleinerter Abfall wird in einen weiteren Schredder eingefüllt.
Als nächstes schließt sich eine Siebung an, wobei die großen Kästen mit den diagonal verlaufenden Wellen wenig mit einem klassischen Sieb gemeinsam haben. Löcher bzw. Öffnungen sucht man vergebens. Die korrekte Bezeichnung dieser Maschinen ist „Splitter“. Solche Geräte können nicht nur grobe von feinen Teilen trennen. Splitter sind in der Lage, lange, schmale Teile auszusondern, die in einem klassischen Sieb durch die Sieböffnungen hindurchfallen könnten. Lange und grobe Teile fallen auf separate Förderbänder und gelangen zurück in die Anlieferhalle, während der feine Anteil weiter in die Brennstoffaufbereitung geleitet wird.
Grob- und Langteile müssen noch einmal zerkleinert werden. Auf dem Weg zur Nachzerkleinerung passieren sie einen Magnetabscheider. Das ist ein großer Elektromagnet, der eisenhaltige, also magnetische Teile, anzieht und sie aus dem Abfallstrom herausholt. Die aussortierten Metalle werden dem Recycling zugeführt. Das Material wird zu Metall-Aufbereitungsanlagen transportiert und bekommt als Sekundärrohstoff ein neues Leben. Metall ist zu 100 Prozent recycelbar.
Aus Restmüll wird Brennstoff
In der Brennstoffaufbereitungsanlage (BAA) mischen sich die verschiedenen Ströme aus zerkleinertem feinem Restmüll, aus Sperrmüll und Gewerbeabfall sowie aus den ein zweites oder drittes Mal zerkleinerten Anteilen. Ziel der BAA ist die Herstellung von Brennstoff für das Heizkraftwerk der Stadtwerke Neumünster. Anstelle von Kohle oder Erdgas wird unser Ersatzbrennstoff aus Abfall dort in einem speziellen Kessel, der Thermischen Ersatzbrennstoff-Verwertungsanlage (TEV), zu Fernwärme und Strom. Damit das gut funktioniert, darf das Material nicht zu grob, nicht zu feucht und nicht zu trocken sein, es soll möglichst keine Metalle und keine chlorhaltigen Verbindungen, wie PVC, enthalten. Ansonsten kann es den Kessel und die Rohrleitungen der TEV beschädigen. Und das kann wiederum zu langwierigen Stillständen führen. Somit ist die BAA dafür da, das Material an die Anforderungen der TEV anzupassen. Dabei steht die Abscheidung von Metallen im Vordergrund. Die Aussortierung von chlorhaltigen Stoffen, wie KG-Rohren und Kunststoff-Fenstern erfolgt dagegen bereits durch die Radlader- und Baggerfahrer in der Anlieferhalle der MBA.
Am Ende des Aufbereitungsprozesses in der BAA werden Bunt- und Leichtmetalle aussortiert. Da diese nicht magnetisch sind, wird hier ein Verfahren angewendet, das sich Selbstinduktion nennt. Im Innern von großen Kästen, den Wirbelstromabscheidern, erzeugt eine Welle ein elektromagnetisches Feld. Es sorgt dafür, dass die Nicht-Eisen-Metalle magnetisiert werden. Ihre Elektronen richten sich an der Oberfläche aus und prallen sozusagen am elektromagnetischen Feld ab. In hohem Bogen fliegen diese Metallteile auf ein separates Fließband und landen von dort aus in einer Sammelbox. Auch diese Metalle werden dem Recycling zugeführt, so dass daraus wieder reines Leichtmetall, zum Beispiel Aluminium, werden kann.
Abtransport des ehemaligen Restmülls zur Energiegewinnung
Nach Durchlaufen der letzten Metallabscheidungsstufe ist der Ersatzbrennstoff fertig. Er wird auf weiteren Förderbändern zur Press-Station transportiert. Das Material fällt in einen Trichter vor eine Art Stempel und wird von diesem in die Transportbehälter hineingedrückt, die von außen angekoppelt sind. Jede der grauen oder grünen „Dosen“, wie die Mitarbeiter:innen die zylinderförmigen Transportbehälter nennen, fasst rund 22.000 Kilogramm. Das Gewicht wird bei der Ausgangswiegung vor dem Verlassen des Wertstoffzentrums genau erfasst.
Nach der Verwiegung transportieren LKW, die übrigens elektrisch oder mit Erdgas fahren, den Ersatzbrennstoff vom Süden Neumünsters über die Autobahn bis zur Anschlussstelle Neumünster Nord. Von dort führt der Weg über den Autobahnzubringer und die Max-Johannsen-Brücke zur SWN-LKW-Zufahrt in der Kieler Straße.
Bei den Stadtwerken werden die vollen Dosen zunächst in einem Hochregallager verstaut, bevor sie zum Einsatz kommen und ihr Inhalt zu Fernwärme und Strom verarbeitet wird.
Themen-Teaser

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